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Nein, Paypal startet keine Bitcoin-Börse

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Seit der Erfindung von Bitcoin im Jahr 2009 wächst die Anhängerschaft von Bitcoin und anderen Kryptowährungen. Seitdem erreicht der Hype vom “nächsten großen Ding” in der Finanzwelt immer wieder auch mal den Mainstream. Sein eigenes Geld managen, Transaktionen eigenständig durchführen, investieren und spekulieren. Bitcoin ist alles in einem unter dem Mantra: Sei deine eigene Bank.

Der Hype geht dabei so weit, dass sich unzählige Krypto-Newsseiten gegründet haben, deren journalistische Qualität leider oft zu wünschen übrig lässt. So werden sich oft Headlines ausgesucht, die möglichst viel Aufmerksamkeit erregen und die eigene Wunschvorstellung bestätigen sollen, dass Bitcoin oder die jeweilige Währung, die ein bestimmter Autor selbst pushen möchte, endlich ganz oben angekommen sei.

Da ich immer wieder mal nach Themen für mobilegeeks recherchiere, und dabei immer wieder auch ein besonderes Augenmerk auf den Bereich Fin-Tech habe, ist mir aufgefallen, dass eine bestimmte Nachricht jetzt schon seit Wochen sowohl im deutschsprachigen als auch im englischsprachigen Bereich durch die Medien geistert: Paypal geht eine große Partnerschaft mit einer Börse ein, um bald selbst Bitcoin und andere Kryptowährungen zum Handel anzubieten.

Die Info scheint irgendwann im Juni das erste Mal aufgetaucht zu sein. Zumindest ist mit die Nachricht zu diesem Zeitpunkt das erste Mal aufgefallen, vielleicht hier. Selbst bei eigentlich angesehenen News-Seiten im Kryptobereich ist sie dann im Juli angekommen. Zum Beispiel bei Coindesk oder auch beim Coinkurier, der sogar schon vermeldete: OFFIZIELL BESTÄTIGT.  Diese Woche bemerkte die Tech-Times aber immer noch, dass die Details eigentlich ziemlich “spärlich” sind.

Kein Wunder, denn die Information wird schon seit Wochen unüberprüft von allen möglichen Kryptoblogs übernommen und als neuste News verkauft. Verfolgt man die Geschichte zurück, werden dabei immer ungenannte Insider als Quellen genannt. Lediglich der Partner variiert hin und wieder, mal ist es Paxos, mal Coinbase, mal irgendeine andere Kryptobörse. Ab Juli stieß dann noch ein öffentliches Schreiben von Paypals Seite an die EU-Komission hinzu. In dem Schreiben nimmt Paypal die Einladung der EU-Kommission an, einen gesetzlichen Rahmen für Kryptowährungen zu schaffen. Es scheint echt zu sein.

Das bedeutet allerdings noch lange nicht, dass Paypal selbst auf dem Kryptomarkt aktiv wird. Im Gegenteil könnte Paypal diese Position dazu nutzen, einen unvorteilhaften gesetzlichen Rahmen für die dezentrale Konkurrenz zu schaffen. Aus dem Tagesgeschäft von Paypal gibt es nämlich keinen Grund für Paypal, in Krypto einzusteigen. Es ist mittlerweile schon lange schneller als Bitcoin, kostet weniger und darf weitestgehend als sicher gelten. Es gibt keinen Grund, weshalb Paypal seine eigene Geschäftsgrundlage zugunsten von instabilen Kryptowährungen infrage stellen sollte.

Daher hat sich Paypal bisher lange fein rausgehalten aus der Kryptoszene. Es hat vielleicht hier und da ermöglicht, dass Kryptowährungen mithilfe von Paypal gekauft werden können. Das ist zwar auch nicht die Anti-Kryptohaltung, die die Kryptoszene Paypal gerne nachhält, aber es ist meilenweit entfernt davon, selbst in Krypto einzusteigen. Paypal und Kryptowährungen – das ist ein relativ kaltes Verhältnis.

Daher hat diese “News” allenfalls negativen News-Charakter für Krypto-Enthusiasten. Denn sicher hat Paypal kein Interesse daran, die eigene Geschäftsgrundlage, nämlich das Fiatgeld-System, zugunsten von Bitcoin & Co. zu unterminieren.

Das Ganze hat nach mehreren Monaten also sicher keinen Breaking-News-Charakter mehr. Stattdessen ist es ganz kalter Kaffee, wenn Krypto-Journalisten alte Falschmeldungen voneinander abschreiben.


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